Werkstoffe und Techniken der Malerei zum Nachschlagen
Das Buch “Werkstoffe und Techniken der Malerei” von Professor Kurt Wehlte dient im Folgenden vor allem zum besseren Verständnis der Werkstoffe . Ich setze mich über die geistigen Klassenunterschiede zwischen Kunst und der profanen Anwendung im Bauwesen hinweg . Die Intention zur Gestaltung fließt auch in die Werktstoffe mit hinein , denn zur Anwendung gebracht unterliegen Sie dem Wesen des Schöpfers .
Professor Kurt Wehlte verfasste dieses umfangreiche Werk bereits vor einigen Generationen und es wird immer wieder neu aufgelegt .
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Zur Person Prof. Kurt Wehlte
Noch vor 1900 geboren zur Hochzeit des Jugendstil , wuchs Kurt Wehlte in Dresden auf und ging als junger Mann seiner Leidenschaft an der hiesigen Akademie der bildenden Künste nach .
Er taucht sehr in die Materie ein und sein Weg führt in nach München um die Gemälderestaurierung zu erlernen .
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Mit seinem Werdegang deckt sich der Übergang von den Anfängen der chemischen Hoch-Industrie bis zum Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit .
Sein Nachschlagewerk “Werkstoffe und Techniken der Malerei” vermittelt einen hervorragenden Blick in die Verwendung traditioneller Malmittel bis hin zu einer breiten Palette von neuen Mitteln und Werkstoffen .
Dadurch relativiert sich für den Laien heutzutage etwas die Selbstverständlichkeit und Erwartungshaltung bei der Verwendung von Werkstoffen die ihm angeboten werden .
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Prof. Kurt Wehlte teilte das Verständnisprinzip der Maltechnik in ein Dreieck ein .
Die Eckpunkte bilden G für den Grund , F für Farbe und B für Bindemittel .
Grundiermittel
Während der Zeit des Verfassers ist der Isoliergrund in der Regel eine Leimlösung . Erst mit Ausgang des ersten großen Krieges nach 1918 bediente man sich zunehmend nicht mehr vom stinkenden Knochenleim .
Die Möglichkeiten der Chemie machte die Anwendung von Grundiermitteln zum Kinderspiel und ich sehe den Wandel ja auch bei den verwendeten Materialien der Baubeschläge . Die Griffe wurden zunehmend auch aus Celluloid und Kunstharz hergestellt .
Sie unterscheiden sich von Farbmitteln im Grad der Lösung , Festigkeit gegenüber anderen Stoffen wie Öl ( ölecht ) oder Wasser , ob Pigmente enthalten sind , etc. .
Grundsätzlich aber ist die Grundierung nicht viel anders als das Erstellen einer Farbschicht .
Das Beimengen von Weißpigmenten wie Titandioxid erhöht den Reflexionsgrad der Deckschicht/en .
Alternativ zu den folgenden Leim-, und Kunstharzlösungen ist bspw. eine Dammar-Weichharz-Terpentinöl/Testbenzin-Lösung im Verhältnis von 1:4 geeignet . Aber auch Shellack-, Nitro-, und Zaponlack finden Verwendung ( Kristallgrund , Kronengrund , Einlassgrund ) .
Die Erklärungen sind retrospektiv als eine von mir zusammengetragene Studienarbeit zu verstehen , denn ich habe selbst nicht die umfangreiche Erfahrung wie zahlreiche Anwender in der Kunstbranche beispielsweise .
Farben
Unterschieden wird generell zwischen Leim-, Kasein-, Öl-, Wachs-, Silikat-, und Emulsionsfarben , wobei ich noch die Kalk-, Kreidefarben hinzunehme , da sie ein Revival erleben . Mit Ihnen erlebt man Farben hautnah .
Farbtöne können so rein wie möglich gehalten werden aus der Sicht des Betrachters indem bspw. ein blaustichiges Grau als Blau-Grau durchgeht , sofern die Farbe nicht näher bekannt ist .
Die Beständigkeit der Farb-Pigmente im Licht wird in den Stufen von 1 bis 8 eingeteilt .
So hat zum Beispiel Titandioxid die höchste Lichtbeständigkeit von 8 . – Als anorganisches Pigment ist es sehr lichtecht .
Andere einflussreiche Faktoren neben Licht sind Alkalien , Säure , Wetter und Schwefelwasserstoff .
Die Auswahl des Bindemittels ist in erster Linie dafür entscheidend . So entsteht bei Öl keine Reaktion , jedoch bei mineralischen wie Kalk durch die Alkalität .
Dafür geeignete alkalibeständigen Pigmente werden auch Frescofarben bezeichnet . Mitunter werden sie für das Mischen von Beton und Putzen verwendet . Pigmente können auch von minderer Qualität sein , wenn sie zum Beispiel schlecht ausgewaschen sind und in der Folge ein Kaseinbindemittel ausfällt oder ausflockt . Außerdem kann es vorkommen , dass sich die etwa 50mikrometer kleinen Körnchen schlecht anteigen lassen . Gegen die Oberflächenspannung hilft dann ein wenig Spiritus und übernimmt die Funktion eines Netzmittels .
Den Menschen früher war der Spiritus unter dem Namen “Weingeist” bekannt . Eine Bezeichnung , die gut in den Wortschatz der “Alten” passt und der Alchemie zuzuordnen ist .
So nebenbei : Pigmente können außerdem die Trocknung beeinflussen und verlangsamen , so wie Zinnober oder Zinkweiß .
Und deshalb ist neben der optischen Planung die Auswahl geeigneter Pigmente mit-entscheidend !
Kalkkaseinfarben/Kreidefarben
Erstere können nicht gut gebrauchsfertig gehandelt werden , da sie trotz der Konservierungsstoffe durch die Abnahme ihrer Bindefähigkeit lediglich begrenzt haltbar sind . Kalk-Kaseinfarben wirken nach der Trocknung ähnlich wie Kreidefarben .
Auf Kreide geht Kurt Wehlte nicht näher ein , doch vermitteln solche Farben durch ihr Oberflächenlicht einen satten Eindruck .
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Wachse brechen das Licht am wenigsten und sind daher für solche Farben als Konservierung gut geeignet .
An der Stelle möchte ich noch Gouachefarbe erwähnen . Sie wird mit Kreide , Wasser und Gummi -Arabicum angemischt .
Als Ergebnis präsentiert sich ein ähnlicher Effekt wie bei den oben genannten .
Emulsions/Dispersionsfarben aus Werkstoffe und Techniken der Malerei zusammengefasst
Ein Eidotter ist eine natürliche Emulsion , mit Wasser , Öl , Proteinen und einigen anderen Stoffen . Nach Wehlte sind in der Emulsion wässrige und nicht-wässrige Bindemittel vereint .
Der Begriff “Tempera” orientiert sich seit etwa hundert Jahren am physikalischem Begriff der Emulsion .
Auch Seifen sind Emulsionen , bei der Fette/Öle mit Laugenwasser verseifen und dabei eine Bindung eingehen .
Entscheidend ist hier die Alkalität des Laugenwassers .
-> Wird ein Leinöl oder ein anderes Leinölprodukt einer Kaseinemulsion mit alkalischem Überschuss zugesetzt , dann wird es gleichzeitig anverseift und emulgiert leichter <-
Temperas werden wie die Leinölpaste hergestellt , indem bspw. die Pigmente zunächst mit Wasser benetzt werden bis eine krümelige Masse entsteht , um dann gleich die Lösung beizumengen .
! Vorsicht bei der Verwendung eines Glasläufers ,- ein zu starkes Reiben trennt die Bestandteile wieder .
Kunststoffdispersionsfarben/Binderfarben können mit Wasser angeteigte Pigmente vermengt werden , wobei etwas Binder nicht fehlen sollte . Wenn die Bindung stark genug ist , trocknen sie wasserunlöslich auf .
Wehlte sieht keine Möglichkeit eine Kunstharzdispersion auf Wasserbasis selbst herzustellen , denn sie werden in einem komplexen chemisch/maschinellem Verfahren industriell hergestellt , so auch Acrylfarben .
Grundsätzlich bestehen Emulsionen aus mehreren Bindemitteln , die nicht ineinander gebunden sind . Daher bedarf es Emulgatoren , so wie im Beispiel der Milch . … Sie enthält die Bindemittel Wasser und Fett , die durch Kasein emulgiert werden . Bei der Gouache – Rezeptur mit Wasser und Öl ist Gummi-Arabicum ein ausgezeichneter Emulgator .
Ölfarben
Sie kommen in der Anstrichtechnik hauptsächlich im Außenbereich vor .
Am besten eignet sich in Bezug auf die Trocknungsphase das Leinöl .
Eine Anstrichprobe auf Glas eines guten Leinöls ist nach 5 Tagen trocken ( kein Kleben ) . Die Trocknungsdauer verringert sich erheblich durch die Pigmente und dem dazugegebenen Terpentinöl .
Zuviel Bindemittel/Öl kann zu Aufwölbungen/Runzeln führen und es ist nebenbei ratsam , den Bindemittelanteil so gering wie möglich zu halten . Bei hellen Farben läßt sich ein gewisser Vergilbungsgrad nicht vermeiden . Daher eignet sich bestenfalls hochwertiges kaltgepresstes und helles Leinöl .
Die Ausbeute gegenüber einer Warmpressung liegt leider auch nur bei 30 Prozent ( daher der höhere Preis ) .
Leimfarben – Werkstoffe und Techniken der Malerei
Die Basis bilden entweder Glutin,- Kasein,- oder Glutolin-Leime . Es handelt sich dabei um Eiweiße aus Tierhäuten und Knochen ( Glutin ) , Milch ( Kasein ) und Cellulose von Pflanzen ( Glutolin ) .
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Die Trocknung vollzieht sich recht zügig und mit hoher Spannung . Die Menge an Bindemittel ( Leim ) ist hier entscheidend , denn ein zuviel führt zur Rissbildung ( evtl. einen Schuss Leinöl zugeben ) .
Das Deckvermögen von Leimfarben ist recht hoch und sogar besser als bei Ölfarben .
Lasuren funktionieren sehr gut mit anorganischen , kristallinen Oxid-Pigmenten .
Bis auf Kasein sind die tierischen und pflanzlichen Leime reversibel / wasserlöslich . Glutolin auf Cellulose-Basis ist relativ neutral . Außerdem trocknet es gleichmäßig auf .
Manche Gelatinen wie die des Hautleim sind schwach alkalisch .
Das Kalk-Kasein ist von allen Kaseinsorten die stabilste Verbindung und schon seit der Antike im Gebrauch . Am besten eignet sich weißer Sumpfkalk als Bindemittel , den es sich generell lohnt , – selbst herzustellen . Die Konsistenz sollte schön cremig sein .
Wehlte empfiehlt , dem Leimwasser einer üblichen Mischung von 50:1000 ml ( die 50ml beziehen sich auf vorgequollenen Leim ) noch etwas Alaun hinzuzugeben ( 10% des Leimes – 5 ml ) . Alaun verbessert die Isolierung gegenüber einer weiteren Deckschicht und wirkt einem erneuten Aufquellen entgegen . Den Alaun vor der Zugabe ebenfalls in Wasser lösen . – Eine vollkommene Wasserunlöslichkeit erreicht man durch Zugabe einer 6 – 10% Formalinlösung bei Glutinleim .
Leim zubereiten
Leim-Feststoffe sind in unterschiedlichen Formen von Graupen/Perlen , Splittern und Pulver zu bekommen .
Je nach Menge und Form der Gelatine kann der Quellvorgang im handwarmen Wasser bis mehrere Stunden dauern . Nach der Zugabe in das dementsprechende Wasservolumen geht der Leim bei etwa 60°C in Lösung über .
Öle/Ölmittel
Firnis ist eigentlich im Holzschutz nicht wegzudenken und ich denke , dass die Beschreibung in “Werkstoffe und Techniken der Malerei” über die Zusammensetzung allgemein immer noch Gültigkeit hat . – Demnach ist Firnis ein mit Trockenstoffen verkochtes Leinöl .
Da Firnis soviel heißt wie – “deckende Schicht” oder “Überzug” ist für spezielle Verwendungen in der Restauration u.a. der Begriff auch für andere Rezepturen stehend .
Beim Anmischen der Farbpaste mit Leinöl gibt man genauso viel Terpentinöl wie Leinöl bei . Das Terpentin sorgt für eine bessere Verteilung und beschleunigt die Trocknung .
Leinöl wandelt sich in der Trocknung zu Lin-oxyn * , was durch Terpentinöl nicht mehr gelöst werden kann .
Hierfür verwende man E33 , Aceton oder Trichlorethylen .
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Ein evtl. noch unentdecktes Potenzial steckt im Sonnenblumenöl , das Wehlte gerne weiter in seinen Fähigkeiten untersucht hätte . Schließlich ist es das Öl der gesamten russischen künstlerischen Malerei , wofür seit dem 18. Jhd. Sonnenblumen gezüchtet werden .
Für die Malerei/Anstreichen eignet sich Sonnenblumenöl , was aus hellen Kernen gepresst wird . – Es stellt damit eine echte Alternative zu Leinöl dar .
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Halböl ist nach Wehlte ein Mix von Leinölfirnis und Testbenzin ( Terpentinersatz ) -> siehe auch Hilfsstoffe .
Weitere einzelne exotische Öle stellt Wehlte zwar vor , kommt aber zu dem Schluss , dass sie entweder zu langer Trocknung bedürfen oder keine Vorteile an sich bieten .
! Doch es sei noch auf einige Besonderheiten hingewiesen : Nussöl und Rizinusöl sind sehr klar und vergilben kaum .
Tungöl trocknet durch eine Polymerisation , nicht durch Oxidation , da es in seiner Zusammensetzung eine Ausnahme unter Ölen darstellt .
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Generell ist die Wahrnehmung von Ölfarben durch das Tiefenlicht beeinflusst . Eine Matt-wirkung ist nur durch einen saugenden Untergrund zu erreichen .
Verarbeitung von Harzen
Die für die Malerei benötigten Harze stammen aus aller Welt ,- Dammarharz bspw. aus Indien . Die Brocken im Handel sind etwa 1 bis 3cm groß .
Die Malerei der alten Meister zeugt von dem häufigen Gebrauch von Harzlösungen .
Harzlösungen trocknen glasig und spröde auf , wobei auch sie einem gewissen Vergilbungsgrad unterliegen .
Solche Harze werden daher in hochwertigem Terpentinöl gelöst ( möglichst doppelt rektefiziert / destilliert ) .
Auch in Emulsionen finden Harze Verwendung und ersetzen einen Teil des Öls .
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Shellack bildet als tierisches Harz ( Pflanzenläuse ) eine Ausnahme . Bis zu 1 cm dick ist ihre Harzschicht auf Zweigen und geerntet wird es vorwiegend in Asien ( Indien , Thailand ) .
Er ist in Alkohol wie Ethanol löslich .
Spirituslack ist mit dem Harz gelöster Manilakopale ein früher ( Spielzeug etc. ) aufgebrachter Harzanstrich .
Wachse
So wie die Harze , – stammen Wachse aus natürlichen Ressourcen von Insekten ( Bienen ) und Pflanzen . – Sie sind fettähnliche Verbindungen aus höheren Fettsäuren und Paraffin-Alkoholen .
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Auch synthetisch werden Wachse hergestellt und stammen bspw. aus der Kohlehydrierung , Mineralien oder Erdölen .
Die größte Bedeutung misst Kurt Wehlte dem Bienenwachs zu , was so “frisch” wie möglich sein sollte . “Frisch” bedeutet in diesem Zusammenhang noch vor der Eiablage der Bienen , denn sonst sind die Waben mit Chrysin überzogen . In der Regel jedoch ist nur “gebrauchtes” Wachs von den Imkern zu bekommen , das dann in der Wachsproduktion gereinigt werden muss . Anschließend von den Fabriken umgeschmolzen und ausgewaschen gelangen sie als Würfel in den Handel . Der Geruch bei Bienenwachs kommt vom restlichen Chrysin und dem enthaltenen Propolis ( Baumblüten , Pilze ) .
Unerlässlich für helle Farben ist gebleichtes Bienenwachs und daher wird es bspw. in sulfathaltigem Wasser gekocht und anschließend einer Chlorkalklösung zugesetzt .
Häufig trifft man auf Kompositonswachse , bei dem Carnauba + Bienenwachs verschmolzen wird und dann als Schlussfirnis u.a. zur Anwendung kommt . Beide Wachse müssen gebleicht sein , wobei das Bienenwachs nur ein Drittel einnimmt . Das zuerst in Testbenzin gelöste Carnauba kann anschließend zugeschmolzen werden .
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Auf Möbel wird das Wachs mit Pinsel oder einem Mull-Ballen aufgetragen und einzelne Partien können durch Polieren hervorgehoben werden .
Hilfsmittel
– Konzentrierte Verdünnungsmittel
Terpentinöl findet Verwendung bei der Herstellung von Leinöl , harzhaltigen Firnissen , Seifen u.a. .
Ein Auswahlkriterium ist sicherlich die Klarheit , wobei das nicht unbedingt auf den Grad der Vergilbung Rückschlüsse zulässt , – jedoch erfüllt sein muss !
Aufgrund seiner ungesättigten Anteile beschleunigt es die Trocknung .
Testbenzin oder Terpentinersatz ist ein Destillat der Steinkohle und besteht aus gesättigten Kohlenwasserstoffen .
Es hat daher keinen Einfluss auf die Trocknung . Kurt Wehlte betont mehrmals die neutralen Eigenschaften von Testbenzin als vorteilhaft .
Zur Entfernung getrockneter Öl-Oxyne kommt u.a. Aceton zur Anwendung . Es ist ein sehr starkes Lösemittel und löst alle Öle , Nitrocellulose-Lacke und sogar Fett . Es kann in Kombination mit Testbenzin verwendet werden .
– Netzmittel
Sie sorgen für eine bessere Bindung zwischen Pigmenten und dem Bindemittel . So kann mitunter Spiritus als Netzmittel die Oberflächenspannung des Bindemittels senken .
Im allgemeinen haben solche Mittel häufig den Charakter eines Emulgators .
– Trockenstoffe/Sikkative
Bei Leinölfarben wird mit der Zugabe von maximal 5% Trockenstoffen zum Bindemittel die Trockenzeit kalkulierbarer . Hier empfiehlt sich Kobalt , denn es trägt am wenigsten zu einer Vergilbung bei ( die frisch aufgebrachten Farben nicht der direkten Sonnenstrahlung aussetzen ) .
Terpentinöl hilft ebenfalls bei der Trocknung , da zum einen eine dünnere Lösung schneller trocknet/einzieht und zum anderen das flüchtige Öl hptsl. aus ungesättigten Kohlenwasserstoffen besteht .
Die Sauerstoffaufnahme aus der Luft ( Oxidation ) bewirkt die Umwandlung zum Feststoff .
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An der Stelle lohnt es sich zum Vergleich die schnell trocknenden Zapon und Nitrocellulose-Lacke zu erwähnen . Bereits nach 2h ist ihre Trocknung sehr weit fortgeschritten . Allerdings liegt ihr Verdünnungsmittel-anteil bei bis zu 70% , weshalb sie bei einer weiteren Schicht widerum angelöst werden ( Auch Naturharzlasuren lösen sich wieder mit Alkohol ) . Beide Lacke enthalten ein Cellulose-basiertes Bindemittel mit Verdünnungsmitteln .
– Konservierungsmittel
Solche Mittel kommen bei wässrigen Lösungen zur Anwendung .
Einer Tempera – Emulsion werden Kampferkugeln , Nelkenöl , Dammarharzlösung und Raschit beigegeben .
– Weichmacher
Kurt Wehlte hat sie zwar unter den Hilfsstoffen nicht aufgeführt , doch sollten sie am ehesten an dieser Stelle erwähnt werden . Um einen gewissen Grad an Flexibilität zu erhalten , braucht es Stoffe , die Wasser aus der Luft aufnehmen/hygroskopisch sind . So wurden leimstoffhaltigen Bindemitteln früher Honig zugesetzt , der zur Zeit Wehlte’s durch Glycerin , Kampher ersetzt war . In der Gemäldemalerei kommen auch weichmachende Öle zur Anwendung , so wie das Rizinusöl .
Lagerhaltung / Reinigung – Tips
Die ungesättigten pflanzlichen Öle sind permanent im Austausch mit der Luft und oxidieren , bzw. nehmen Luftsauerstoff auf . Das tun sie auch in verschlossenen Behältern und dementsprechend bildet sich eine Haut an der Oberfläche . Da sich die Oxyne nicht mehr lösen , ist sie zu entsorgen .
Glasbehälter zur Aufbewahrung von Öl können implodieren und außerdem nur noch schwer öffnen lassen ( Ein Verschlusspropfen aus Glas zieht sich fest )
! Dagegen wurden Glaskugeln zum Ausgleich des entstandenen Luftraums hineingetan . Auch hilft ein klein wenig Oberflächen – Wasser in Farben/Ölen mit ungesättigten Stoffen !
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Pinsel werden mit Terpentinöl/Testbenzin gereinigt und anschließend mit Seife ausgewaschen , oder umgekehrt . Je nachdem , ob nicht verseifbare Bestandteile vorhanden sind oder nicht .
Kunstharz ist mit Spiritus/Weingeist oder Toluol zu reinigen ( natürlich geht auch das noch hochprozentigere Isopropanol ) .
Um eine Verunreinigung der Mittel untereinander zu vermeiden , sollten Behälter ebenso behutsam gereinigt werden .
Fazit
Werkstoffe und Techniken von Prof. Kurt Wehlte ist ein herausragender Leitfaden für das Verständnis der Materialien und in Beziehung untereinander .
Erst mit dem Angebot und den Möglichkeiten der modernen Chemie sank die Wertschätzung alter traditioneller Verfahren .
Damit beging auf einer anderen Ebene die Menschheit einen nicht so guten Handel , denn damit verlor man vielerorts das tiefere Verständnis von Natur und seiner zur Anwendung gebrachten Möglichkeiten .
So sind Fantasienam das Produkt von Marketingstrategien von Werbeabteilungen und eine Transparenz wird nicht beabsichtigt , bzw. es schafft Raum für obskures Geschachere . Auch Kurt Wehlte kannte die modernen Werkstoffe des öfteren nicht genau , war ihnen gegenüber aber positiv eingestellt . Sie brachten nach dem Krieg eine spürbare Verbesserung in der Haltbarkeit und Handhabung .
Jahrzehnte sind seither vergangen und das Interesse hinsichtlich mehr Transparenz ist aufgrund einer aufkommenden Verantwortung gegenüber nachhaltigen Stoffen gestiegen .
Gekaufte gebrauchsfertige Mittel haben meistens eine ungenügende Auflistung der Bestandteile , um beispielsweise die Lichtbeständigkeit zu bestimmen . Dazu müsste man die verwendeten Pigmente kennen !
Die DIY – Methoden haben klare Vorteile in der Bestimmung und Auswahl von Pigmenten , der geeigneten Binde,- und Hilfsmittel .
Zuletzt erfüllt die eigene Herstellung ein evtl. unterschätztes Bedürfnis nach Gewissheit über die Zusammensetzung von Umweltstoffen .
Interessantes aus Werkstoffe und Techniken der Malerei von Kurt Wehlte
- Die Farbenindustrie kennt über 40tausend Pigmente , wovon nur etwa 2000 handelsüblich sind .Nach Aussortierung zur Eignung kommen letztlich nur noch wenige zum Einsatz .
- Künstlerfarbe steht für hochwertige Farbe mit möglichst lichtbeständigen Pigmenten .
- Die Verwendung an Bindemittel nimmt von der Grundierung bis zur Deckschicht allmählich ab .
- Um einer Wand die Alkalität zu nehmen , streiche man sie mit einer Schmierseifenlösung ein !
- Die Bedeutung von Kalk in der Malerei , Anstrichtechnik und Bauwesen allgemein ist gar nicht hoch genug einzuschätzen . Das natürliche Calciumoxid wird bei über 1000°C gebrannt , wobei Kohlensäure entweicht und Calciumhydroxid entsteht . Der gebrannte Kalk ist das Ausgangsmaterial , um daraus Sumpfkalk zu erstellen .Kurt Wehlte betont , dass eingelagerter , immer wieder umgerührter Kalk mit den Jahren besser wird und letztlich in der Farbe , im Mörtel oder im Putz umso besser abbindet .
- Gips ist dem gebrannten Kalk sehr ähnlich , mit dem Unterschied des enthaltenen Schwefels . Alabastergips wird für den Stuckmarmor ( Scagliola – Technik ) verwendet . Name nicht geschützt , er bedeutet lediglich reinweiße Qualität . Namensgebend ist die altägyptische Stadt Alabastron .
- Das von den Insekten produzierte Harz “Shellack” ist namentlich indischer Herkunft , wovon sich die Wortfamilie “Lack” ableitet .